FAHRZEUGE

Fine Art - Pop Art

Andy Warhol


„Ich wollte immer eine Maschine sein“

Obwohl Andy Warhol die Pop Art wahrlich nicht erfunden hat – Robert Rauschenberg und Roy Lichtenstein waren ihm in den frühen 1950er Jahren mit ihren verfremdenden Camp-Bearbeitungen von Cartoon-Figuren zuvorgekommen – gilt er heute als bedeutendster Vertreter dieser Kunstrichtung.

Seine Attitüde zur Kunst lässt sich mit einem einzigen Satz beschreiben. Er stammt von Warhol selbst: „I love to do the same thing over and over again.“ (“Ich liebe es, das Gleiche ständig zu wiederholen”).

Geboren wurde Andy Warhol 1926 als jüngster von drei Söhnen armer ungarischer Immigranten in Pittsburgh, Pennsylvania. Der scheue junge Mann, der schon früh seine Leidenschaft für Kunst pflegte, studierte hier auch Gebrauchsgrafik und machte seinen Abschluss in Malerei und Design. In den frühen 1950er Jahren ging er nach New York, wo erste Modezeichnungen von ihm in Magazinen wie „Mademoiselle“ veröffentlicht wurden.

Zu Beginn der 1960er Jahre beschäftigte er sich mit der Siebdrucktechnik und malte Hollywood-Ikonen wie Marilyn Monroe oder andere Idole der amerikanischen Unterhaltungsindustrie wie Elvis Presley. Als Vorlage dienten zumeist Standbilder aus Filmen, die er seriell in verschiedenen Farbnuancen wiederholte. So stark er vom amerikanischen Starsystem fasziniert war, so fasziniert war er von der kapitalistischen Konsumindustrie seiner Zeit. Die heute weltberühmten Abbildungen von Campbell-Dosensuppen oder das Arrangement der Brillo-Boxen sind heute weltberühmt. Doch bei aller radikalen Modernität blieb er klassischen Kunstinhalten wie dem „Memento Mori“ oder der „Vanitas“ stets verhaftet. Erstere zeigen sich in seinen Serien von Autounfällen und elektrischen Stühlen.

Mit der Gründung der Factory 1962 (tatsächlich gab es mehrere über Manhattan verteilte Fabrikhallen, in denen er arbeitete bzw. arbeiten ließ) unterstrich Warhol den industriellen, maschinellen Charakter seiner Arbeiten. In der Tat war er ab dieser Zeit mehr Ideengeber und ließ seine Inspirationen von Mitarbeitern wie Gerard Malanga oder Billy Name umsetzen. Zu dieser Zeit entwickelte der introvertierte Künstler, der immer häufiger mit blonder und später silberner Perücke auftrat, ein Gespür für die Nutzung seiner geheimnisvollen Erscheinung. Spätestens ab 1965 war Warhol das Epizentrum des reichen New York, aber auch Magnet der Homosexuellen-Szene. Ebenfalls in den 1960er frönte er seinem Faible für den Film. Mit einer billigen Bolex 16mm-Kamera drehte er in sich konsequente Streifen wie „Sleep“, der den Dichter John Giorno beim Schlafen zeigt oder „Empire“, der das Empire State Building in einer Standaufnahme acht Stunden lang von Einbruch der Dunkelheit bis tief in die Nacht zeigt. Auch musikalisch betätigte er sich. Die legendäre „Banane“, die erste Platte seiner Hausband Velvet Underground, hat er zwar nicht wirklich produziert, wie es auf dem Cover heißt, mit seiner multimedialen Show „Exploding Plastic Inevitable“ gab er der Gruppe um den Charismatiker Lou Reed jedoch ein Forum und schuf Musikgeschichte.

In den 1970ern und 80ern war Warhol der Mittelpunkt einer internationalen High Society, zu der u.a. Mick Jagger gehörte. Er und seine schillernde Entourage waren gern gesehene Partygäste, außerdem frequentierten sie das heute legendäre Studio 54, in dessen Kellerräumen kräftig Kokain konsumiert wurde. Ob sich Warhol daran beteiligte, ist heute ebenso umstritten wie die Frage, ob er seine Homosexualität je praktiziert hat. 1987 starb Warhol unter bis heute ungeklärten Umständen an den Komplikationen einer an sich standardisierten Gallenblasenoperation. Es gibt Meinungen, sein überraschender Tod stehe im Zusammenhang mit einem Attentat, das die radikale Feministin Valerie Solanas 1968 auf ihn ausführte.